+++ Fernsehfilm der Woche im ZDF +++ True Crime-Fall als Spielfilm +++ Interview mit Schauspieler Jörg Schüttauf +++
Filmempfehlung: »Der Fall Marianne Voss«. Das ist die Wahrheit: Griesenow im Jahr 2013. Marianne Voss, eine Friseurin, wird von ihrer Tochter Heike tot im Wald entdeckt. Ihr Ehemann Karsten gerät schnell unter Mordverdacht, obwohl er seine Unschuld beteuert.
Die Ehe zwischen Marianne und Karsten Voss war fast 50 Jahre lang harmonisch. Als Karsten des Mordes beschuldigt wird, ist die Kleinstadt geschockt. Im Prozess werden schockierende Einblicke in die Beziehung des vermeintlichen Vorzeigepaares gewährt.
Die Zeugenaussagen vor Gericht lassen die Geschichte der Familie Voss ab dem Jahr 1990 wieder aufleben. Nachdem Karsten zum Bürgermeister der brandenburgischen Kleinstadt gewählt wurde, erlebt diese einen unvergleichlichen Aufschwung. Er gilt als charismatisch, tatkräftig und beliebt. Selbst nach seinem Ruhestand sind Karsten und Marianne Voss ein angesehenes und perfektes Paar – doch soll er wirklich seine Frau getötet haben?
Filmempfehlung: »Der Fall Marianne Voss«
Es geht hier um einen Mord an einer Frau, bei dem ihr Ehemann beschuldigt wird, aber beteuert, unschuldig zu sein. Die Idee, daraus einen Film über die Frage nach der Schuld des Mannes zu machen, fand man laut Solveig Cornelisen (Redaktion Fernsehspiel 1) ziemlich faszinierend.
Doch im Laufe der Zeit tritt diese Spannung in den Hintergrund und das Drama ihrer Ehe rückt immer mehr in den Fokus. “Der Fall Marianne Voss” erzählt eine Geschichte mit weitreichender Bedeutung jenseits des Einzelfalls. Es zeigt ein Ehekonzept auf, das sich als verhängnisvoll erweisen könnte: “Bis dass der Tod sie scheidet.”
Zwei Menschen treffen aufeinander und stützen sich gegenseitig in einem Leben voller Narben aus früheren Zeiten. Sie verbünden sich ‒ die umschwärmte Marianne und der ehrgeizige Karsten. Über Jahrzehnte hinweg bewahren sie die Fassade eines perfekten Paares bis zum tragischen Ende eisern aufrecht.
Doch hinter dieser Maske gerät ihre Beziehung aus dem Gleichgewicht und wird für beide zu einem beklemmenden Gefängnis. Im Film nähert man sich laut Solveig Cornelisen behutsam dem tödlichen Geheimnis von Mariannes Tod an. Das Gericht wird letztendlich ein Urteil fällen können, doch es bleibt den Zuschauern frei, eigene Fragen dazu zu stellen.
Interview mit Schauspieler Jörg Schüttauf
Was hat Sie besonders an der Rolle Karsten Voss gereizt?
Zuerst ist da das Buch, welches mich mit der Geschichte schnell begeistert hat. Dann die Rolle des Voss mit seiner Komplexität und Widersprüchlichkeit.
Von Außenstehenden wird Karsten Voss als Macher beschrieben – einer, der das Aufbauwunder “Ost” verkörpert. Dies steht in starkem Kontrast zu seinem Privatleben, in dem er augenscheinlich von seiner Ehefrau Marianne dominiert wird. Wie haben Sie sich diesem charakterlichen Spannungsfeld genähert?
Also eigentlich alles andere als eine Typbesetzung. Ich bin weder planvoll noch besonders unterwürfig. Aber sich dieser Art, diesem Charakter zu nähern, ihn zu verkörpern und auch ein Stück weit zu begreifen, macht a) Spaß und b) steht ja fast alles im Drehbuch.
Filmempfehlung: »Der Fall Marianne Voss«
Dann tut man eben so, als ob man das wäre, und wenn die Kamera am richtigen Ort steht, der Text sitzt und die anderen für ihre Figuren ähnlich ticken, wird es am Ende des Tages eine stimmige Rolle.
Worüber definiert sich Ihre Figur Karsten Voss?
Ich denke, dass er, sobald er sein Zuhause verlässt, ein anderer wird. Endlich kann er sich dem widmen, was er am liebsten macht. Organisieren, Problemlösungen austüfteln und umsetzen und für seine Stadt und deren Bewohner eine Zukunft planen, die durchaus lebenswert erscheint. Das ist sein Motor, sein wahres Lebenselixier.
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Was, denken Sie, bewegt Menschen dazu, lieber miteinander unglücklich zu werden, als sich zu trennen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen?
Vielleicht ist es die Konstante, die es aus Sicht von Voss wert ist, beibehalten zu werden. Der sich immer wiederholende Rhythmus; aufwachen, Aufgaben entgegennehmen und nach getaner Arbeit nach Hause kommen. Vielleicht ist das Alleinsein nicht so sein Ding, und da sind ja auch noch die Tochter, das Haus und die Leute in der Nachbarschaft. Was sollen die wohl denken, wenn er plötzlich nicht mehr dort wohnt?
Sendezeiten und Streaminginfo
»Der Fall Marianne Voss« läuft am Montag, 25. März 2024, 20.15 Uhr im ZDF
Ab Samstag, 23. März 2024, 10.00 Uhr, ein Jahr lang in der ZDF Mediathek abrufbar
ARTE zeigt den True-Crime-Film am Freitag, 22. März 2024, 20.15 Uhr, und ab Freitag, 22. März 2024, 10.00 Uhr, in der ARTE-Mediathek
Textquellen: ZDF // Bildquelle: ZDF, Senator / Stefan Erhard
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