Israelisch-deutsche Dramaserie: »Borders«

Borders Serie Israel

In der heutigen Nachrichtenflut ist es leicht zu übersehen, dass sich Israel in den letzten Jahren mit herausragenden Beiträgen in der Welt der Fernsehserien etabliert hat. Werke wie die US-amerikanische Adaption “Homeland” basierend auf “Hatufim“, “Fauda” und “Teheran” haben weltweit Anerkennung gefunden.

Israelisch-deutsche Dramaserie: »Borders«

Koproduktion aus der Zeit vor dem Krieg im ZDF +++ Eindrückliche Bilder und Geschichten aus Israel +++ Die Kritik +++
Von links: Kommandant Versano (Shalom Michaelshvili), Kobi (Ido Elieli), Avi (Ben Sultan) und Miri (Noa Astanjelove).

Diese Produktionen sind nicht nur wegen ihrer hohen Qualität und Originalität geschätzt, sondern auch weil sie komplexe Themen wie politische Spannungen, soziale Konflikte und die Routine der Gewalt behandeln.

Mit “Borders” geht das ZDF erstmals eine Serienkooperation mit israelischen Produzenten ein, die sich ebenfalls diesen kritischen Themen widmet. Die Serie, die im Alltag der Grenzpolizei angesiedelt ist und die Spannungen zwischen den jüdischen und palästinensischen Gebieten darstellt, verfolgt die Geschichten junger Männer auf der Suche nach ihrer Identität und Achtung in einer von Gewalt und Aussichtslosigkeit geprägten Welt.

Koproduktion aus der Zeit vor dem Krieg im ZDF +++ Eindrückliche Bilder und Geschichten aus Israel +++ Die Kritik +++
Kobi (Ido Elieli, l.), Avi (Ben Sultan, M.) und Miri (Noa Astanjelove, r.) kommen bei der Grenzschutzdivision in Jerusalem zum Einsatz.

“Borders” bringt dem Publikum eine Realität nahe, die zwar geografisch entfernt, jedoch durch ihre individuellen Konflikte erschreckend nah erscheint. Die Aufnahmen zu “Borders” wurden abgeschlossen, noch bevor der Krieg ausbrach.

Der impulsiven Natur des jungen Avi aus Bat Yam, Israel, bringt ihm immer wieder Ärger ein. Als er jedoch mit einem arabischen Familienclan aneinandergerät, wird die Situation wirklich gefährlich. Chicko, ein bekannter Drogenhändler und Freund von Avis Familie, schlichtet den Konflikt und verhindert Schlimmeres. Trotzdem fühlt sich Avi ungerecht behandelt und plant bereits, dem Grenzschutz beizutreten, um kriminellen Arabern offiziell das Leben schwer zu machen. Allerdings findet er sich schnell in einem Zwiespalt wieder und ist sich unsicher über seine Loyalitäten – wohin gehört er nur?

"Borders" bringt dem Publikum eine Realität nahe, die zwar geografisch entfernt, jedoch durch ihre individuellen Konflikte erschreckend nah erscheint. Die Aufnahmen zu "Borders" wurden abgeschlossen, noch bevor der Krieg ausbrach.
Salah (Loai Ali) geht als Truppführer mit den Grenzschützern in Jerusalem auf Patrouille.

Avi Bracha wohnt in Bat Yam, einem Vorort von Tel Aviv. Der impulsiven Jugendlichen leidet unter dem frühen Tod seiner Mutter und gerät in der Schule häufig in Schlägereien. Sein Vater, der Kioskbetreiber Salomon, hat wenig Verständnis für Avis Verhalten. Als Avi eines Abends sein Moped gestohlen wird, eskaliert die Situation: In Jaffa geraten Avi und seine Freunde in einen heftigen Streit, entkommen jedoch halbwegs unbeschadet. Doch der Vorfall hat Konsequenzen, mit denen die Jungs nicht gerechnet haben. Sie haben anscheinend den mächtigen Familien-Clan Abu Fares provoziert, der nun Rache fordert. Der Drogenhändler Chicko tritt als Vermittler in den Konflikt ein.

"Borders" bringt dem Publikum eine Realität nahe, die zwar geografisch entfernt, jedoch durch ihre individuellen Konflikte erschreckend nah erscheint. Die Aufnahmen zu "Borders" wurden abgeschlossen, noch bevor der Krieg ausbrach.
Nach dem vereitelten Terroranschlag bedankt sich Kommandant Versano (Shalom Michaelshvili, M.) bei den Grenzschützern, die an dem Einsatz beteiligt waren.

Die Kontrahenten einigen sich darauf, dass Avi vorerst nicht mehr nach Jaffa kommen darf. Sollte er dennoch dort gesehen werden, darf er angegriffen werden. Avi akzeptiert widerwillig das Urteil. Doch schon bald entwickelt er den Plan, seine Abneigung gegenüber Arabern in einer offiziellen Position auszuleben: Er meldet sich zum Grenzschutz. Obwohl Avi gute Leistungen in der Ausbildung zeigt, gerät er auch hier aufgrund seines Temperaments schnell in Schwierigkeiten.

Israelisch-deutsche Dramaserie: »Borders«

Avi und sein Kamerad Kobi haben ihre Ausbildung beim Grenzschutz erfolgreich abgeschlossen. Doch zur Enttäuschung der beiden werden sie nun nach Jerusalem versetzt, obwohl sie lieber in Tel Aviv gewesen wären. Ihre Anträge auf Änderung wurden abgelehnt. Immerhin gibt es für Avi einen kleinen Lichtblick: Miri, eine sympathische Kollegin aus dem Trainingscamp, ist auch in seiner Division. Durch sie wird Avi mit neuen Perspektiven konfrontiert, die sein festgefahrenes Weltbild erschüttern. Denn Miri setzt sich für Liebe ein und lehnt Hass ab.

Die Stimmung zwischen Miri (Noa Astanjelove) und Kobi (Ido Elieli) ist angespannt.

Während einer Patrouille müssen die Grenzschützer einen Streit zwischen einem arabischen Händler und jüdischen Siedlern schlichten. Als Avi von einem der Männer geschlagen wird, verliert er die Kontrolle. Zurück in der Kaserne kommt es zu einem Zwischenfall beim Krav-Maga-Training zwischen Avi und Kobi. Der Kommandant ruft die beiden zum Rapport und stellt klar Regeln auf. Doch schon bald lässt sich Avi erneut in die kriminellen Aktivitäten seines väterlichen Freundes Chicko verwickeln.

Nach seiner Auseinandersetzung mit den Dealern in der Kaserne zeigt Avi deutliche Verletzungen im Gesicht. Er behauptet gegenüber Kobi, dass er aufgrund eines Sturzes vom Motorroller so aussieht. Doch weder Kobi noch Miri glauben ihm. Miri ist zusätzlich verärgert, da Avi wegen der angeblichen Motorrad-Tour ein Treffen mit ihr abgesagt hatte.

Koproduktion aus der Zeit vor dem Krieg im ZDF +++ Eindrückliche Bilder & Storys aus Israel Kritik: Israelisch-deutsche Dramaserie: »Borders«
Kommandant Versano (Shalom Michaelshvili) lässt Miri (Noa Astanjelove) beim Schießtraining seine Pistole benutzen.

Erst als sie zusammen auf Patrouille gehen, lockert sich die Stimmung. Avi holt Falafel im Musrara-Viertel für sich und Miri und sie kommen ins Gespräch. Plötzlich bricht jedoch Aufregung aus: Zwei Terroristen eröffnen das Feuer mit Maschinenpistolen. Avi und Kobi stellen sich den beiden entgegen. Dabei zeigt Avi ungeahnten Mut und wird zum Helden seines Viertels.

Miri meidet Avi bewusst. Sie ist immer noch verärgert, weil er das Video von dem Vorfall in Musrara gelöscht hat, das Kobi schwer belastet hätte. Vor Kommandant Versano übernimmt Miri die Verantwortung für die Löschung des Films – nur um herauszufinden, dass Avi dies bereits zuvor getan hat.

Den tätlichen Angriff von Kobi auf den wehrlosen Terroristen kann Miri jedoch nicht vergessen. Sie sagt ihm offen, dass sie ihm nicht mehr vertraut, da er zu viel Wut und Hass in sich trägt. Die Wogen zwischen Miri und Avi haben sich mittlerweile geglättet. Doch während einer gemeinsamen Patrouille kommt es erneut zu Aufregung: Miri erkennt in einem vorbeilaufenden Mann ihren Vater, den sie seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen hat. Als sie ihm nachläuft, stößt sie mit Versano zusammen und verletzt sich. Nach ihrer Genesung haben Miri und Avi endlich Zeit für ein privates Treffen. Doch der schöne Abend nimmt eine drastische Wendung.

Israelisch-deutsche Dramaserie: »Borders«

Nachdem das geplante Treffen in Jaffa gescheitert ist, herrscht zwischen Avi und Miri Funkstille. Gleichzeitig wird Kobi aus der Grenzschutzdivision in Jerusalem abgezogen, da er nach Tel Aviv versetzt wird. Auch bei Avi gibt es eine Veränderung: Kommandant Polombo möchte ihn für die Antiterroreinheit des Grenzschutzes gewinnen. Doch beim Bewerbungsgespräch droht Avi unter dem Druck zu scheitern. Kurz darauf bricht die Coronapandemie aus. Als Avi und Miri sich wiedersehen, ist die Freude auf beiden Seiten groß. 

Kobi arbeitet als Grenzschützer und unterstützt die Polizei, als ein ermordeter Mann in einem Auto entdeckt wird. Kobi erkennt sofort, dass das Opfer zu Chickos Bande gehört. Er entscheidet sich, Chicko sein Beileid auszusprechen und erhält daraufhin ein Angebot, seine Karriere beim Grenzschutz voranzutreiben. Kobi lässt sich auf Chickos fragwürdige Angebote ein und wird dafür belohnt: Seine Kommandantin lobt ihn für seine erfolgreichen Einsätze.

Israelisch Deutsche Serie
Kobi (Ido Elieli, l.), Salomon (Shlomi Shabat, M,) und Avi (Ben Sultan, r.) geraten in eine brenzlige Situation.

Avi gerät derweil immer wieder mit seinem Teamleiter Meir bei der Antiterroreinheit aneinander. Miri sieht ihre Chance gekommen, sich zu beweisen, als Kommandant Versano ihr die Möglichkeit bietet, an einem Geheimeinsatz teilzunehmen. Anfangs ist Miri begeistert, doch die Situation entwickelt sich zu einem Albtraum.

Salomon wird vor seinem Kiosk angeschossen, überlebt jedoch schwer verletzt. Als Avi seinen Vater im Krankenhaus besucht, erscheint auch Chicko dort. Avi hatte ihm in letzter Zeit aus dem Weg gegangen. Nun beschuldigen sie sich gegenseitig, den Anschlag auf Salomon provoziert zu haben.

Israel: Koproduktion aus der Zeit vor dem Krieg im ZDF +++ Eindrückliche Bilder & Storys aus Israel Kritik: Israelisch-deutsche Dramaserie: »Borders«
Avi (Ben Sultan, r.) stellt Versano (Shalom Michaelshvili, l.) wegen des sexuellen Übergriffs auf Miri zur Rede.

Ein Treffen mit Miri scheint für Avi dagegen erfreulicher zu verlaufen. Doch die Stimmung ändert sich, als Avi über sein letztes Gespräch mit Versano berichtet. Dieser entscheidet, eine Expertin zum Thema “#MeToo” einzuladen. Er möchte persönlich sicherstellen, dass beim Grenzschutz ein neuer Verhaltenskodex gegenüber Frauen erarbeitet wird. Doch der Vortrag der Expertin verläuft anders als erwartet.

Avi erhält eine erfreuliche Nachricht: Sein Vater hat nach dem Attentat das Bewusstsein wiedererlangt und sein Zustand verbessert sich. Trotzdem hegt Avi Rachegefühle. Er überredet seinen Kommandanten Polombo, eine Razzia bei der Familie Abu Fares durchzuführen, da er sie für den Angriff auf Salomon verantwortlich macht. Als die Grenzschützer anrücken, nimmt die Razzia eine unerwartete Wendung.

Koproduktion aus der Zeit vor dem Krieg im ZDF +++ Eindrückliche Bilder & Storys aus Israel Kritik: Israelisch-deutsche Dramaserie: »Borders«
Kommandant Polombo (Moris Cohen, 3.v.l.) und Avi (Ben Sultan, 3.v.r.) müssen sich damit abfinden, dass die Razzia keinen Erfolg gebracht hat.

Auf dem Rückweg lässt Meir nicht locker und provoziert Avi weiter. Die Situation gerät außer Kontrolle. Einige Tage später findet Avi Miris Adresse heraus und überrascht sie mit einem Besuch. Sie berichtet ihm von dem Vorfall zwischen ihr und Versano. Avi ist außer sich vor Wut. Zudem beschäftigt ihn immer noch die Frage, wer die Familie Abu Fares über die Razzia informiert hat.

Israelisch-deutsche Dramaserie: »Borders«

Die deutsch-israelische Koproduktion “Borders” ist eine eindrucksvolle Serie, die es versteht, den Zuschauern einen authentischen Einblick in das Straßenleben Israels zu vermitteln. Durch geschickte Erzählstränge gewährt die Serie ein klares Verständnis für den ständig schwelenden Konflikt, der tief in den Alltag der Menschen eingewoben ist – ein Konflikt, geprägt von unterschiedlichen Herkünften und religiösen Überzeugungen.

Die Serie ist in ihrer Darstellung der atmosphärischen Dichte und Komplexität des Lebens in den von der Grenzpolizei patrouillierten Gebieten zwischen jüdischen und palästinensischen Gemeinden besonders gut gelungen. Die filmische Umsetzung ist hochwertig.

Besonders bemerkenswert ist, dass “Borders“, obwohl sie vor dem aktuellen Kriegsgeschehen gefilmt wurde, eine brisante Aktualität ausstrahlt, die sowohl erschreckend als auch sehenswert ist. Die Serie schlägt eine Brücke zwischen der fiktionalen Darstellung und der realen, alltäglichen Konfrontation der Menschen mit ihren Konflikten, die auch abseits des Bildschirms bestehen.

Koproduktion aus der Zeit vor dem Krieg im ZDF +++ Eindrückliche Bilder & Storys aus Israel Kritik: Israelisch-deutsche Dramaserie: »Borders«
Miri (Noa Astanjelove, M.) bewacht eine Straßensperre in Jerusalem. Sie freut sich sehr, als überraschend Avi (Ben Sultan, l.) mit Kommandant Polombo (Moris Cohen, r.) dort auftaucht.

Insgesamt liefert “Borders” nicht nur Unterhaltung auf einem hohen Niveau, sondern fordert auch zum Nachdenken heraus. Sie gibt Impulse, sich mit den komplexen Realitäten einer geteilten Gesellschaft auseinanderzusetzen. Gut gemacht und absolut sehenswert für alle, die sich für die Thematik interessieren oder einfach nur auf der Suche nach einer Serie von Bedeutung sind.

Sendezeiten und Streaminginfo
In der ZDF Mediathek ab Freitag, 3. Mai 2024, 10.00 Uhr
Bei ZDFneo ab Dienstag, 7. Mai 2024, ab 23.15 Uhr, alle Folgen im Binge

Textquelle: ZDF // Bildquelle: ZDF/Ran Mendelson


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