Die Lehre vom Verbrechen

Kriminologin Kristina

+++ Kriminologin Kristina über True Crime Podcasts +++ Ein Gespräch über Verbrechen, Gewalt & Prävention +++

True Crime ist gerade »en vogue«. Das betrifft nicht nur das Interesse an gelösten Fällen und Cold Cases. Es betrifft auch das Thema Aufklärung, das Kennenlernen von z.B. psychologischen Tat-Hintergründen (wie im Psy-Crime Podcast »Black Box«) und Polizeiarbeit.

Der Buch-Autor Adrian Langenscheid antwortete in meinem Interview auf die Frage, ob True Crime-Interessierte nicht eigentlich verkappte Gaffer seien, dass es »ein schmaler Grad zwischen Gaffertum und Scheuklappen« sei. Aber ohne dieses Hinsehen sei auch keine Aufklärung möglich.

Menschen wie die Kriminologin Kristina nutzen diese Aufmerksamkeit, um über Prävention von Gewalt zu sprechen und um Menschen in dieser Hinsicht zu sensibilisieren. Sie sagt über sich: »Bisher glaube ich noch fest daran, dass jede:r von uns seinen eigenen, kleinen Beitrag dazu leisten kann, die Welt ein Stückchen besser zu machen.«
Kristina hat »Kriminologie und Gewaltforschung« studiert. Zurzeit arbeitet sie in einer Beratungsstelle für sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen und betreibt dort wichtige Präventionsarbeit (übrigens tut sie das auch auf ihrem Instagram-Account).

Kristina lebt in München – den bayerischen Dialekt hört man seit ihrem Studium fast gar nicht mehr

Laut Bundesjustizamt beschäftigt sich die Kriminologie als Wissenschaft mit den verschiedenen Aspekten der Kriminalität, insbesondere ihren Erscheinungsformen ihrer Entwicklung und ihren Ursachen.

Kristina hat sich meine TOP 3 der privaten True Crime Podcasts aus ihrer kriminologischer Sicht angehört – wer leistet gute Recherchearbeit und berichtet z.B. wertfrei?

TOP 3 der PRIVATE TRUE CRIME-PODCASTS:

#1 »Wahre Verbrechen« mit Alex

#2 »Von Mord und Totschlag« mit Steffi

#3 »Black Box« mit Maxi und Babsy

Kristina, was macht einen guten True Crime-Podcast für dich aus?

Ein gutes True Crime-Format muss für mich einerseits sprachlich wertfrei und pietätvoll sein und andererseits natürlich fachlich richtig sein und die korrekten Begrifflichkeiten verwenden. 

Die angebrachte Sprache finde ich vor allem deswegen wichtig, weil es um echte Schicksale geht. Leute werden mit den schrecklichsten Momenten, die andere Menschen erfahren mussten, unterhalten. Aus Respekt vor diesen Menschen und deren Angehörigen gegenüber, sollten weder schlechte Recherche verbreitet noch über diese Geschichten gelacht werden.
Man sollte sich auch immer bewusst sein, dass das Format zahlreiche Betroffene und Überlebende konsumieren, deren Schicksalsschläge auch ohne pietätlose Kommentare über ähnliche Geschehnisse schon schwer genug sind. 

Die fachliche Richtigkeit sollte, ebenso wie die angemessene Sprache kein »nice-to-have« sein, sondern vielmehr Standard eines True Crime Podcasts. Doch auch hier lässt die Qualität häufig zu wünschen übrig.
Dabei könnten True Crime Podcasts ein toller Präventionsansatz sein: Wissensvermittlung über Täter:innenstrategien, die Gesetzeslage, Hilfemöglichkeiten und psychische Krankheiten usw. könnten ganz nebenbei vermittelt werden.
So könnte der Podcast helfen, schädliche Mythen abzubauen. 

Was ich nachfolgend nicht in meinen Bewertungen berücksichtige, ist, ob mir persönlich der Sprachstil und die Erzählweise gefällt, oder wie sympathisch mir die Podcaster:innen sind.

Ich überlege übrigens ein Freebie zum Thema »wenn du diese Punkte beachtest wird dein True Crime-Format sofort besser!« zu veröffentlichen. Wer daran Interesse hat, darf mir gerne eine E-Mail schreiben an kristina.kriminologin@gmail.com und mir auf Instagram für Updates folgen.

Wie ist Deine Einschätzungen zu den ausgewählten Podcasts?

Für mich persönlich ist »Black Box« der beste der von dir ausgewählten, privaten Podcasts, gefolgt von »Von Mord und Totschlag« und »Wahre Verbrechen«. 

Black Box True Crime Podcast

1. Babsy und Maxi von »Black Box« verpacken ihre Expertise in spannende Fälle und leicht verständliche Sprache.  Auch kontroversere Themen und selten thematisierte psychische Erkrankungen finden ihren Platz, mit bestehenden Vorurteilen über „bekanntere“ psychische Krankheiten wird aufgeräumt.
Super finde ich auch, dass das Spannungsfeld zwischen der juristischen und medizinischen Einordnung von Begrifflichkeiten und Sachverhalten beleuchtet wird. Der Podcast ist spannend und informativ aufgebaut und verzichtet auf voyeuristische Ausschlachtung von Fällen. 👍
Trotz des ausgeprägten Wissensteils kommen die True Crime-Fälle absolut nicht zu kurz. Mit dem professionellen Fokus auf psychische Erkrankungen schließt »Black Box« definitiv eine Lücke auf dem Markt der True Crime Podcasts.

2. Steffi von »Von Mord und Totschlag« recherchiert sehr gut und scheut keine Mühe, sich fachliche Expertise und verschiedene Perspektiven einzuholen. Fachlich finde ich kaum etwas zu meckern. 😊 
Steffi geht extrem respektvoll mit den Schicksalen einzelner Personen um und gibt Betroffenen eine Stimme. Man merkt, dass ihr die Personen hinter den Geschichten wirklich am Herzen liegen und sie keine Schicksale ausschlachten möchte.
So beschreibt sie ihre gut recherchierten Fälle sachlich, ohne unnötiges Drumherum und ohne Wertung.  

3. Eine ähnliche Bewertung würde ich für Alex von »Wahre Verbrechen« abgeben, wobei er sich hinsichtlich der Wertfreiheit eine Scheibe von Steffi abschneiden könnte. 😉 Außerdem bin ich persönlich kein Fan davon, wenn fachfremde Personen Hypothesen über Fälle aufstellen. Aber auch das ist selbstverständlich sein gutes Recht in seinem eigenen Podcast.  

Vielen Dank, Kristina.

➡️ HIER geht’s zu meinen Rezensionen über die oben erwähnten TOP 3 der privaten True Crime-Podcasts.

In Kürze sprechen wir hier auch über meine TOP 3 der Experten-Podcasts – Ihr dürft gespannt sein!


Kennt Ihr schon meine Buch-Rezension zum neuen True Crime-Kassenschlager »True Crime Deutschland 3« von Adrian Langenscheid? ➡️ Hier entlang! 
Auch mit Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke aka »Dr. Made« konnte ich ein kurzes Autoren-Interview führen.


» ZU »Booster für Podcasts & True Crime – Teil 1/2« und »Teil 2/2«
» ZU DEN KURZGESCHICHTEN
» KRIMI »Der Tod ist näher als du denkst«
» Rezension zu Dr. Mark Beneckes »Aus der Dunkelkammer des Bösen«
» »Leichen pflastern seinen Weg« – Rezension zu Adrian Langenscheids neuem Buch


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