Ausgezeichnete ZDF-Serie: gelobt und kritisiert gleichermaßen, aber wie ist sie denn nun? – TV-Tipp

ZDF und [F] Tobias Schult / [M] Serviceplan Sucy Pretsch Rezension Gestern waren wir noch Kinder ZDF

+++ Rezension zur Krimi-Serie »Gestern waren wir noch Kinder« +++ Mit dem Hörfilmpreis »ADele« des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands ausgezeichnet +++ YouTuberin Julia Beautx endgültig in der Schauspielerei angekommen +++ Streaming- und TV-Tipp der Woche 27 +++

Bis zum 29. Dezember 2023 ist die von Natalie Scharf verfasste und hergestellte Serie in der ZDFmediathek erhältlich. »Gestern waren wir noch Kinder« handelt von einer vermeintlich perfekten Familie, deren Leben sich schlagartig ändert, als der Ehemann unerwartet seine Frau ermordet – gutes Krimi-Material!

Nachdem ihre Mutter verstorben ist, sieht sich Vivi (gespielt von YouTuberin Julia Beautx) gezwungen, die Verantwortung für ihre beiden jüngeren Geschwister zu übernehmen. Doch die quälende Frage, die sie ständig begleitet, ist: Warum hat ihr Vater (dargestellt von Torben Liebrecht) ihre Mutter umgebracht? Vivi muss mit dieser schrecklichen Wahrheit umgehen und versucht gleichzeitig, ihre Familie zusammenzuhalten. Die emotional aufwühlende Situation fordert Vivi auf eine Art und Weise heraus, die sie nie für möglich gehalten hätte.

Vivi Klettmann (Julia Beautx) auf der Beerdigung ihrer Mutter. | Photo Credit: ZDF / Mathias Neumann

Rezension zur ZDF-Serie »Gestern waren wir noch Kinder« mit Julia Beautx

Es gibt an der Serie durchaus Kritik von einigen Seiten. Die Süddeutsche Zeitung schreibt beispielsweise:

“Starke Reize bestimmen den Charakter dieser Melodrama-Thriller-Serie: Lieber ein Effekt zu viel, als einer zu wenig. Jedes Drama auskosten, jede Emotion überpointieren, kein noch so kleines Dramolett verschenken.”

Allerdings: Genau diese Effekte und die damit verbundene gut inszenierte Erzählweise sind doch das Salz in der Suppe.

Denn sind wir mal ehrlich: Mit Storytelling haben die deutschen Film- und Serienproduktionen leider oft nicht viel am Hut. Gähnende Langeweile, Spannungsbogen, die keine sind, und eine Dramaturgie zum Davonlaufen. Als Beispiel möchte ich an dieser Stelle den berühmten “Tatort” anführen, dessen Episoden schon seit Jahren im wesentlichen uninteressant sind. Ich bin fast froh, dass Sommerpause ist.

“Gestern waren wir noch Kinder”: Kampagnenmotiv Peter Klettmann (Torben Liebrecht), Vivi Klettmann (Julia Beautx) | Photo Credit: ZDF / Tobias Schult / [M] Serviceplan

Zudem finde ich, dass bei »Gestern waren wir noch Kinder« eine ganze Reihe wunderbarer Schauspieler:innen zusammen getrommelt worden sind. Torben Liebrecht, der Mörder, arbeitet neben der Schauspielerei als Drehbuchautor, Regisseur und ist deutscher Synchronsprecher von Tom Hardy. Die ermordete Mutter wird von Maria Simon gespielt. Sie ist eine deutsche Schauspielerin und Musikerin und wurde vor allem in der Rolle der Olga Lenski in der Krimireihe “Polizeiruf 110” bekannt.

Eine der Hauptrollen hat YouTuberin Julia Beautx inne. Sie zeigt ihr Talent als schlussendliches Waisenkind Vivi, die ihr bestes gibt, die Familie nach der Tragödie zusammen zu halten. Dass sie dabei auf einen Bösewicht reinfällt, kann jedem mal passieren.

In einem Bericht der Ruhr Nachrichten wird bekannt, dass sich die bekannte Influencerin darüber beschwert, dass man YouTuber hinstellen würde, als könnten sie nichts. Und der Eindruck ist in der Tat bei einigen davon immer mal wieder entstanden. Man kann da aber durchaus auch differenzieren, denn Julia bescheinigt ihr Schauspieltalent tatsächlich (spätestens) in ihrer ersten Hauptrolle in »Gestern waren wir noch Kinder«.

Julia Beautx überzeugt auf ganzer Linie

Es gibt schon das ein oder andere Vorurteil bzw. Schubladendenken. Dies greift Julia in einem Statement auf. Der Deutschen Presseagentur sagte sie vor Start der Mini-Serie:

»Mir ist wichtig, dass ich nicht nur Youtuberin genannt werde, die jetzt auch mal schauspielern möchte. […] Ich bin im Endeffekt einfach nur eine junge Schauspielerin, die jetzt quasi neu dabei ist«

Nichts leichter als das – auch wenn man zugeben muss, dass der Künstlername Julia Beautx eigentlich schon eng verknüpft ist mit ihrer Tätigkeit als Influencerin. Diese Arbeit hat sie allerdings (auch) ziemlich gut drauf: Sie hat bei YouTube 2,46 Millionen Abonnent:innen, bei Tiktok 3,8 Millionen und bei Instagram 3,7 Millionen Follower:innen. Somit kann man annehmen, dass viele ihrer Fans ihre Arbeit als junge Schauspielerin verfolgen.

Mini-Serie kommt trotz Kritik gut an

Die ZDF-Miniserie »Gestern waren wir noch Kinder« ist am Dienstagabend, 20. Juni 2023, mit dem Hörfilmpreis “ADele” des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands (DBSV) in Berlin für die “herausragende Audiodeskription” ausgezeichnet worden. Die Audiodeskription wurde umgesetzt für das ZDF von der Deutschen Hörfilm gGmbH. Uta Maria Torp sprach den Text von Holger Stiesy und Rahel Wusterack unter der Dialogregie von Eleyn Sallam, Holger Stiesy und Rahel Wusterack, die auch die Redaktion haben. Gratulation!

Kaum jemand hätte es erwartet, dass die Serie angesichts der Kritik im Vorfeld einen solchen Triumphzug in der ZDF-Mediathek antreten würde. Als Vivis packende Geschichte im Free-TV ausgestrahlt wurde, schossen die Einschaltquoten in die Höhe und erreichten millionenstarke Zuschauerzahlen. Besonders die jüngere Generation war von der Serie regelrecht fasziniert und konnte gar nicht genug davon bekommen. Wahrscheinlich Dank Julia. Na bitte, geht doch!

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