Ein Leben ohne Corona? – Für Zoe (14) nicht mehr vorstellbar

Interview mit Zoe 14 Jahre Kinder Jugendliche Pandemie

+++ Interview mit Zoe (14) über ihre Erfahrungen während der Pandemie +++ Warum Home Schooling blöd ist und was ihre Wünsche für 2022 sind +++

Als der erste Corona-Lockdown am 22. März 2020 in Kraft trat, ahnte niemand von uns, wie sich diese Pandemie entwickeln würde. Und schon gar nicht rechnete irgendjemand damit, dass sie uns mehr als zwei Jahre beschäftigen könnte. Nach sieben Wochen endete der erste deutsche Shutdown am 4. Mai 2020 – die Corona-Krise nahm da erst so richtig Anlauf.

Es wurde oft darauf hingewiesen und betont, dass es einen Teil der Gesellschaft gibt, der besonders unter den Maßnahmen, Regeln und Lockdowns leiden würde: Kinder und Jugendliche.

»Kinder leiden nach wie vor psychisch«

Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) wies früh auf das Problem hin: »Die pandemiebedingte soziale Distanzierung zeigt, wie sehr insbesondere Kindern wirkliches soziales Miteinander fehlt«, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes schon im Jahr 2020. Aber auch 2022 hat sich das offenbar nicht gebessert. Nach der aktuellen COPSY-Studie** leiden »Kinder nach wie vor psychisch unter der Corona-Pandemie«.

Kürzlich traf ich Zoe* (14) und habe mit ihr über ihre Erlebnisse während der letzten zwei Jahre Pandemie gesprochen. Wie immer hatte ich viele Fragen und Zoe* war bereit, von ihrem neuen Leben zu berichten.

SUCY: Du bist 14 Jahre alt und die Corona-Pandemie begleitet uns mittlerweile seit über zwei Jahren. Wie geht es dir damit?

ZOE: Eigentlich ganz gut. Ich kann’s mir inzwischen schon gar nicht mehr ohne vorstellen. Zwei Jahre sind ja eine lange Zeit. Ich sage auch immer: Ich kann‘s nicht ändern. Klar gibt es Momente, in denen ich gerne irgendwohin gehen würde und dann merke ich: es ist geschlossen. 
Aber ich finde, man sollte damit einfach umgehen lernen und auch das Richtige tun. Es bringt ja nichts, keine Maske zu tragen oder sich nicht impfen zu lassen. 

SUCY: Du gehst in die 9. Klasse der Realschule. Wieviel von der Pandemie erlebst du im Schulalltag?

ZOE: Gerade im Schulalltag bekomme ich am meisten von der Pandemie mit, mehr als zum Beispiel zu Hause. In der Schule muss ich Maske tragen, mich selbst testen und Abstand halten. Wer die Maske nicht richtig trägt, wird nach Hause geschickt. Außerdem bekommen wir jede Woche ein Blatt mit den aktuellen Regeln, damit wir genau wissen, was wir zu tun haben. Also in der Schule finde ich es am schwersten.

»Insgesamt war das Home Schooling blöd für mich«

SUCY: Wie hast du während des Lockdowns das Home Schooling empfunden?

ZOE: Anfangs war es ganz cool. Der erste Monat war noch aufregend, weil ich das vorher noch nie hatte. Ich fand es gut, denn ich musste nicht früh aufstehen oder bei Hitze von der Schule nach Hause laufen.
Aber nach dem ersten Monat ungefähr wurde es immer schwerer. Man hat irgendwie nicht richtig viel gelernt. Meine Noten sind zwar nicht schlechter geworden, aber das lag auch daran, dass die Lehrer gnädig mit uns waren. 
Insgesamt war das Home Schooling blöd für mich, denn es fehlte der Kontakt und das Soziale mit den Mitschülern während des Unterrichts. Man konnte zum Beispiel nicht mit dem Nebensitzer reden. Das schlimmste war, dass mittendrin kein Ende in Sicht war. Und es fühlte sich nicht wie Wochen, sondern wie Jahre an.

SUCY: Wie hat sich dein Leben seit Corona verändert?

ZOE: Mein Leben hat sich um 180 Grad gewendet, alles hat sich drastisch verändert. Ich kann meinen Opa nicht mehr so oft sehen oder Geburtstage mit der Familie feiern. Obwohl wir versuchen, mit Tests ein Treffen hinzubekommen oder nur die Geimpften besuchen, um sicher zu sein. 
Zudem kann man nirgendwo mehr spontan hingehen, man muss lange anstehen oder bei 2G plus einen Test machen.

Ich mache aber das Beste aus allem, weil ich es ja eh nicht ändern kann.

»Ich würde am liebsten zu einer Show von Teddy gehen«

SUCY: Stell dir vor, eine Fee gewährt dir drei Wünsche. Welche wären das?

ZOE: Ich wünsche mir als erstes, dass die Pandemie sich verbessert oder ganz verschwindet. Das wünschen sich vermutlich die meisten.  
Dann würde ich sehr gerne auf ein Konzert gehen oder zu einer Show, am liebsten zu einer von Tedros Teclebrhan. Besonders würde ich mir für meine Mutter wünschen, dass sie endlich zum Konzert der Fantastischen Vier gehen kann. Sie hat seit 2020 Tickets und es wurde immer wieder abgesagt. 
Mein dritter Wunsch wäre, dass es einer Freundin der Familie, die sehr unter Long Covid leidet, endlich wieder besser geht.  

SUCY: Bist du wegen der Corona-Pandemie mehr online oder mit deinem Smartphone beschäftigt?

ZOE: Ja, auf jeden Fall. Lange konnte man zum Beispiel gar nicht oder nur eingeschränkt raus, sich mit Freunden treffen oder ins Kino. Was sollte man also sonst tun?

Geholfen hat mir allerdings unser Hund Tommy. Da man Gassi gehen muss, wurde so verhindert, dass ich nur noch zuhause vorm Handy hocke. Gassi gehen macht plötzlich viel mehr Spaß. (lacht)

SUCY: Worauf freust du dich im Jahr 2022 am meisten?

ZOE: Ich freue mich auf den Sommer, denn man kann dann mehr unternehmen. Zum Beispiel einfach draußen sein, lange Spaziergänge machen oder eine Wasserschlacht im Garten. 

Danke!


Das Interview wurde im März 2022 geführt.

* Die Erziehungsberechtigten von Zoe waren mit dem Interview und dessen Veröffentlichung samt Fotos einverstanden.

** Die COPSY-Studie (COrona und PSYche), durchgeführt von Forschenden des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), untersucht die Folgen und Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.


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