Das Rehkitz und der Rockstar

Interview mit Bambi Mercury Sucy Pretsch Blog

+++ Interview mit Drag Queen Bambi Mercury +++ Ein Gespräch über das Leben als schillernde Kunstfigur +++ Erfolgreiche Partyreihe im berühmten SchwuZ +++

Glitzer, Glamour, Gutes tun. Klingt unvereinbar? Ist es aber nicht. Drag Queen Bambi Mercury aus Berlin beweist es jeden Tag.

Ihr Leben und die Fummel sind bunt und kreativ. Und das hat schon im Kindergarten angefangen. Bis zur Kunstfigur Bambi Mercury war es für den Wahl-Berliner Tim dann noch ein weiter Weg und ein intensiver Entwicklungsprozess.
Inzwischen hat er eine eigene große Community und nutzt diese, um auch auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Dabei wird er auch durchaus politisch: 2017 unterstütze Bambi Mercury zum Beispiel die Aktion »TfD gegen AfD« von »Transvestiten für Deutschland (TfD)« – Hashtag: #GegendenHass.

Ich hatte einige Fragen an Bambi Mercury – seine offenen Worte waren äußerst interessant und gewähren uns einen faszinierenden Einblick in das Leben einer wunderschönen und schillernden Drag Queen.

Interview mit Drag Queen Bambi Mercury: »Ich war im Kindergarten schon oft verkleidet.«

SUCY: Du bist in Berlin als Drag Queen Bambi Mercury schon länger bekannt, spätestens seit Deiner Teilnahme bei »Queen of Drags« kennen Dich eine ganze Menge Leute. Wie hat alles angefangen?

BAMBI: Ich war im Kindergarten schon oft verkleidet. In Frankfurt hatte ich mich einer Party Gruppe/Clubkidz »Glitter Explosion« angeschlossen und kam schon mit crazy Outfits in Berührung. In Berlin war ich bei einem Public Viewing von Drag Race ca. 2012 und kannte es vorher gar nicht. Fand es klasse und habe dann ab dem Zeitpunkt angefangen mich mehr damit auseinanderzusetzen. Und es war ein langer Entwicklungsprozess 🙂

SUCY: Stammst Du aus Berlin oder hast Du Dir die Stadt bewusst ausgesucht?

BAMBI: Ich lebe seit 10 Jahren in Berlin. Geboren bin ich in Mecklenburg-Vorpommern und in NRW aufgewachsen. Habe auch lange in Bremen, Frankfurt und Essen gewohnt 🙂 Bin also gut herumgekommen. Hier bin ich geblieben, da ich hier meine besten Freunde habe, mich hier zu Hause fühle und hier meine Kreativität ausleben kann.

SUCY: Bist Du oft auf Deinem Weg auf Ablehnung, Intoleranz und Ausgrenzung gestoßen bzw. wie sieht es heute damit aus?

BAMBI: Teilweise im eigenen Freundeskreis bin ich auf Unverständnis getroffen. Viele haben es nicht verstanden und sich auch lustig gemacht, natürlich hinterm Rücken. Heute ziehe ich mein Ding durch und bin ganz froh, dass ich mich nicht habe verunsichern lassen.

SUCY: Hast Du noch einen anderen Job oder kannst Du von Deinen Auftritten leben?

BAMBI: Vorher habe ich lange im Einzelhandel gearbeitet. Aber Anfang 2020 habe ich gekündigt und wollte dann mit meiner Selbständigkeit durchstarten. Dann kam Corona. Aber wie man sieht, ich bin immer noch da 🙂

Bambi Mercury ruft eine neue Partyreihe ins Leben: Queensland im SchwuZ Berlin

SUCY: Wie sehr hat Corona Dein Leben verändert?

BAMBI: Man musste Abstriche machen, aber ich habe es als Selbstfindungsphase angesehen. Was kann ich, was will ich, was sind meine Ziele? Die ganze Situation hat entschleunigt und einem vorgezeigt, wie schnelllebig alles doch ist und was man nicht alles als selbstverständlich ansehen sollte.

»Ich kann meine Plattformen nutzen und auf vieles aufmerksam machen – ohne erhobenen Zeigefinger.«

SUCY: Ist Deine Kunstfigur ein Hobby, das Spaß macht und mit dem Du Geld verdienen kannst oder verbindest Du Bambi Mercury mit einer größeren Aufgabe (wie z.B. Aufklärung)?

BAMBI: Es ist kein Hobby mehr. Es ist eine Lebenseinstellung, mein Job, mein Leben. Durch meine Kunstfigur konnte ich viel dazulernen und mich zusätzlich zu einen besseren Menschen entwickeln. Ich kann meine Plattformen nutzen und auf vieles aufmerksam machen – ohne erhobenen Zeigefinger. Quasi mit Humor, und das freut mich sehr.

SUCY: Du bist sehr vielseitig: Mit Candy Crash hast Du den Podcast „Mehr Glitzer!“ gehostet und im Musikvideo von MSKMs Synthie-Pop-Song »Hold me down« lieferst Du eine astreine Performance ab. Darf’s mehr Projekte dieser Art sein?

BAMBI: Der Podcast bestand aus einer Staffel und hat sehr viel Spaß gemacht. Während der Pandemie konnte ich an vielen anderen Projekten teilnehmen (natürlich alles mit Tests etc.), die sonst vorher nie möglich waren. Und dieses Jahr kommen noch ein paar Überraschungen 🙂

»Ich freue mich, wenn ich bald wieder performen und auflegen kann.«

SUCY: Was sind Deine Pläne für 2022?

BAMBI: Ich freue mich, wenn ich bald wieder performen und auflegen kann. Natürlich freue ich mich auch darauf, meiner Community wieder zu begegnen. Und natürlich freue ich mich auch wieder darauf, mehr Kunst und Kultur aufsaugen zu können.

Ganz aktuell: Ich habe meine eigene Partyreihe! Sie startet am 21. Mai 2022 und wird dann alle zwei Monate stattfinden. Es wird immer eine Pre-Show mit einer Drag Race-Queen sowie ein Meet & Greet geben, danach die Main-Party. Zusätzlich gibt’s Support von tollen DJs und Local Performers – das ist: Queensland! Die neue Party im SchwuZ* in Berlin 🙂

SUCY: Würde Dir eine Fee begegnen und Dir drei Wünsche gewähren: Welche wären das?

BAMBI: Ich würde mir wünschen, dass sie folgendes aus der menschlichen DNA löscht: Rassismus, Sexismus und Gewalt.

SUCY: Dem schließe ich mich an 🙂 Danke Bambi und viel Erfolg bei Deiner Partyreihe!


🤓 Kleiner Exkurs: »Was ist eine Drag Queen?« fragt Ihr Euch? Dann schaut mal ins Queer-Lexikon des Tagesspiegel Berlin oder auf www.queer.de.


»Wir sind mutig, laut und lieben, was wir tun.«

* SchwuZ Berlin ist ein Ort für queere Kultur und gesellschaftspolitisches Engagement. SchwuZ gestaltet aktiv queere Clubkultur, weil die Vernetzung und Entwicklung der LGBTQIA+ Community eine Herzenssache ist.
ZUR WEBSITE: www.schwuz.de


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