Es ist wieder wie immer: Die Oscar-Verleihung mit viel Emotion und ohne Skandal

+++ Deutsche Produktion sahnt ab: vier Oscars für »Im Westen nichts Neues« von Sucy Pretsch

+++ Deutsche Produktion sahnt ab: vier Oscars für »Im Westen nichts Neues« +++ Moderator Jimmy Kimmel witzelt verhalten +++ Julija Nawalny mit starken Worten +++

Die »Academy of Motion Picture Arts and Sciences« wählt jedes Jahr die besten Filme des Vorjahres. Die Verleihung der Oscars ist die größte und prestigeträchtigste Veranstaltung der Filmbranche. In der Nacht vom 12. auf den 13. März 2023 deutscher Zeit war es wieder soweit. Eine deutsche Produktion sahnt ab: vier Oscars für »Im Westen nichts Neues«.

Der Moderator der Oscar-Verleihung, Comedian Jimmy Kimmel, flog spektakuär mit einem Fallschirm ins Dolby-Theatre ein. Während seines Eröffnungsvortrags ließ er sich nicht die Gelegenheit entgehen, noch mal über Will Smith zu spotten. Dieser hatte im letzten Jahr durch seine Ohrfeige auf der Bühne einen großen Aufruhr verursacht. Kimmel spielte auch auf das Publikum an, das 2022 dabei wie versteinert auf die Backpfeife reagiert hatte. Der Comedian witzelte: Sollte es zu einer weiteren, gewalttätigen Auseinandersetzung auf der Bühne kommen, könnten alle Beteiligten sich wie im vergangenen Jahr verhalten »und nichts tun«. 

Die Geschichte der Oscars

Der Oscar, auch bekannt als Academy Award, ist der höchste Filmpreis der Welt und wird jährlich von der »Academy of Motion Picture Arts and Sciences« verliehen. Die erste Verleihung fand im Jahr 1929 statt. Die Gewinner wurden damals allerdings bereits drei Monate zuvor in der »Los Angeles Times« veröffentlicht. Die Emotionen bei der Preisverleihung vor nur 720 Gästen blieben dadurch relativ begrenzt.

Ein Gremium der Academy mit rund 6.000 Mitgliedern aus allen Filmbereichen wie Schauspieler, Regisseure und Techniker, entscheidet, welcher Film die begehrte Auszeichnung erhält. Um die Gewinner des Oscars zu ermitteln, schauen sie sich Filme an und stimmen diskret ab. Alles wird handschriftlich festgehalten, nichts wird ausgedruckt.

Katharine Hepburn (†96) ist übrigens die unangefochtene Rekordhalterin bei den Oscars. Die Schauspielerin wurde insgesamt viermal mit dem begehrten Goldjungen ausgezeichnet.

Skandale der Oscar-Verleihung

In der Geschichte des Oscars gab es immer wieder Skandale und Kontroversen, die für Aufregung sorgten. Dazu zählen unter anderem Fehlentscheidungen bei der Vergabe des Preises, politische Statements von Preisträgern oder auch Diskussionen um die mangelnde Diversität bei den Nominierten. Nach seiner erwähnten Oscar-Ohrfeige wurde Will Smith für zehn Jahre von Veranstaltungen der Academy gesperrt. 

Das war aber beileibe nicht der einzige Skandal. Im Jahr 1938 wurde Alice Brady für ihre Darstellung in »In Old Chicago« als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Leider konnte sie nicht persönlich an der Preisverleihung teilnehmen, da sie sich den Fuß gebrochen hatte. Stattdessen nahm ein Betrüger ihre Trophäe entgegen und verschwand unerkannt. Trotz intensiver Suche konnte der Täter nie gefunden werden.

2003 schnappte sich Adrien Brody den begehrten Preis als »Bester Hauptdarsteller« für seine herausragende Leistung in »Der Pianist«. Doch seine unerwartete Aktion auf der Bühne sorgte für Aufsehen. Als Halle Berry ihm den Preis überreichte, überraschte er sie mit einem leidenschaftlichen Kuss, ohne dass dies abgesprochen war. Jahre später gab Halle in Interviews zu verstehen, dass sie diesen Moment gerne vermieden hätte. In heutigen Zeiten von #MeeToo ein unvorstellbarer Übergriff!

2015 waren keine schwarzen Personen unter den Nominierten, was starke Empörung hervorrief. Der Hashtag #OscarsSoWhite machte auf Twitter die Runde. Somit wurde der Blick gelenkt auf den noch immer vorherrschenden Rassismus der Filmindustrie. Infolgedessen verkündete die »Academy of Motion Picture Arts and Sciences«, dass man diesen Missstand beseitigen wolle. Seitdem wird bei den Nominierten und Preisträgern mehr auf Vielfalt geachtet. Auch die Teilnehmer:innen der Jury kommen aus allen Bereichen der Gesellschaft. Manchmal kommt die Umsetzung dieses eigentlich hehren Ziels immens verkrampft beim Publikum an: Diversität um jeden Preis!

Deutsche Produktion sahnt ab 

Der deutsche Film »Im Westen nichts Neues« hat bei den Oscars 2023 alle beeindruckt und gleich vier Trophäen mit nach Hause genommen. Regisseur Edward Berger konnte sich in der Kategorie »Bester internationaler Film« durchsetzen. Der Film schnappte sich auch die Auszeichnungen für Kamera, Szenenbild und Filmmusik. (Der erhoffte Preis für den besten Film ging allerdings an »Everything Everywhere All at Once«.)

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»Im Westen nichts Neues« ist erst die vierte deutsche Produktion, die in Hollywood einen der begehrten Goldjungen absahnen kann. 1980 war es »Die Blechtrommel«, »Nirgendwo in Afrika« folgte im Jahr 2003 und »Das Leben der Anderen« zuletzt 2006 (Kategorie »Bester fremdsprachiger Film«). 

Der klare Sieger der diesjährigen Oscar-Verleihung ist zweifellos der Film »Everything Everywhere All at Once«, eine äußerst amüsante amerikanische Sci-Fi-Actionkomödie. Stolze sieben Oscars gewann die Produktion. Bemerkenswert: Michelle Yeoh erhielt als die allererste asiatische Schauspielerin den Oscar für die beste Hauptdarstellerin.

Besondere Momente mit John Travolta und Julija Nawalny

John Travolta führte durch den emotionalsten Moment der Oscar-Verleihung: »In Memoriam«. Dabei wird an zuletzt verstorbene Künstler:innen gedacht. Der Schauspieler konnte kaum noch seine Stimme unter Kontrolle halten, während er Tränen vergoss und an seine »Grease«-Liebe Olivia Newton-John dachte. Diese verstarb letztes Jahr im Alter von 73 Jahren an Krebs. Es herrschte minutenlange Stille im Saal.

Riz Ahmed und Questlove verkündeten den Gewinner der Kategorie »Bester Dokumentarfilm«: »Nawalny«. Die Doku erzählt ziemlich eindrücklich die Geschichte des Putin-Kritikers Alexei Nawalny. Für einen weiteren besonderen Augenblick sorgten dann Nawalnys Frau Julija und ihre gemeinsame Tochter. Die beiden gingen auf die Bühne, um die Auszeichnung entgegenzunehmen. An ihren im Gefängnis sitzenden Mann gerichtet sagte Julija: »Bleibe stark, mein Liebster«. Sie betonte ihre Hoffnung, dass ihr Ehemann eines Tages freikomme und Russland ein freies Land werde.


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