ESC 2023: Lord of the Lost – der Name ist Programm

NDR / Claudia Timmann NORDDEUTSCHER RUNDFUNK Lord Of The Lost gewinnt Unser Lied für Liverpool - Deutscher ESC-Vorentscheid 2023 Lord Of The Lost © NDR / Claudia Timmann, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im Rahmen einer engen, unternehmensbezogenen Berichterstattung im NDR-Zusammenhang bei Nennung "Bild: NDR / Claudia Timmann" (S2), NDR Presse und Information/Fotoredaktion, Tel: 040/4156-2306 oder -2305 Sucy Pretsch ESC Eurovision Song Contest

+++ Deutschland mal wieder Letzter, ach ne! +++ Tschüss Peter Urban +++

Kleiner History-Rückblick auf den Eurovision Song Contest

An dieser Veranstaltung scheiden sich wirklich die Geister – zwischen Verehrung und Verachtung gibt es so ziemlich alles.

Die Geschichte des Eurovision Song Contests begann in Lugano, Schweiz, als die erste Sendung im Mai 1956 stattfand. Damals traten sieben Länder an, darunter Deutschland, Frankreich, Italien und der Gastgeber Schweiz. Es war die Geburtsstunde des ESC und die Idee, Künstler aus verschiedenen Ländern zu vereinen und ihre Musik zu teilen – oder darüber zu streiten.

Seit jener Zeit hat der Wettbewerb viele Veränderungen erlebt, aber seine ursprüngliche Mission ist noch immer dieselbe: eine Plattform für talentierte Künstler aus ganz Europa zu schaffen, um ihr Talent und ihre Liebe zur Musik mit anderen teilen zu können. Die Konkurrenten werden nach dem Vorentscheid in jedem Land gewählt und treten dann bei dem endgültigen Wettbewerb gegeneinander an.

Die »Big Five« – wer sind sie und warum gibt es sie?

Zahlemann & Söhne: Die »Big Five« sind fünf Länder, die aufgrund ihrer finanziellen Beiträge zum ESC automatisch für das Finale qualifiziert sind. Diese Länder sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien.

Obwohl sie jedes Jahr einen sicheren Platz im Finale haben, nehmen sie trotzdem auch an den Halbfinals teil. Das liegt daran, dass ihre Punktzahlen im Halbfinale ebenfalls gezählt werden und somit Einfluss auf die Endplatzierung der anderen Länder haben können. Natürlich gibt es auch Kritik an den »Big Five«. Einige Fans argumentieren, dass diese Länder dadurch einen unfairen Vorteil haben und weniger Anstrengungen unternehmen müssen als andere Teilnehmerländer. Und Deutschland wäre mit absoluter Sicherheit des Öfteren nicht im Finale…

Beinahe hätten die Finnen damit gewonnen…

Der NDR ist schuld, dass es die Big Five gibt

Back to the 90ies: Der deutsche Beitrag »Planet of the Blue« von Schlagersänger Leon konnte sich 1996 nicht für das Finale qualifizieren, was dazu führte, dass die ARD sich weigerte, dieses zu übertragen und es stattdessen ins dritte Programm des NDR verbannte. Diese Entscheidung löste eine Beschwerde des norwegischen Senders NRK aus, da die Sponsoren des Wettbewerbs sich über das Fehlen einer erheblichen Anzahl deutscher Zuschauer beschwerten. Als Reaktion darauf forderte das norwegische Fernsehen die Vorqualifikation der »Big Five« für das Finale, um das große Zuschauerpotenzial der Länder voll auszuschöpfen. Die »Big Five« bestanden damals aus den fünf größten Finanziers des Wettbewerbs, wobei Italien erst 2011 nach 13-jähriger Abstinenz zurückkehrte. Diese Regelung hat bis heute Bestand und stellt sicher, dass die Großzahler automatisch für das Finale qualifiziert sind.

Kritik an Kosten des ESC unnötig: Diese Party ist ein Schnäppchen

Die Gesamtkosten, die von den Teilnehmerländern getragen werden müssen, setzen sich unter anderem aus der Gebühr für die Teilnahme am Wettbewerb zusammen, welche an die European Broadcasting Union (EBU) gezahlt werden muss. Im Vergleich zu anderen Fernsehübertragungen ist diese Gebühr jedoch vergleichsweise gering.

Wie auf eurovision.de, einer Seite des Norddeutschen Rundfunks (NDR), berichtet wird, belief sich der Höchstbetrag für den Eurovision Song Contest von 2015 bis 2021 auf 405.100 Euro pro Jahr. Diese Summe mag im Vergleich zu den Beiträgen kleinerer europäischer Länder groß erscheinen, doch für eine derart gigantische TV-Produktion ist sie tatsächlich ein Schnäppchen.

Am nächsten Tag sieht im gemütlichen Jogger die Welt schon wieder etwas fröhlicher aus.

Lord of the Lost sind die Loser – sie sind dennoch »voller Liebe«

Die Dark-Rock-Band aus St. Pauli konnte am 13. Mai 2023 am Ende lediglich 18 Pünktchen erzielen – drei von der Jury und 15 von den Zuschauer:innen. Das bedeutete den letzten Platz. Der in 1980 in Hamburg geborene Frontmann Chris Harms war laut eigener Aussage nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses trotzdem »voller Liebe«. Da sind wir aber froh. Denn zu erwarten war die Platzierung schon irgendwie – obgleich man jedes Jahr aufs Neue Hoffnung hat. Und fast immer ist sie vergebens…

Der Gewinner des Musikwettbewerbs war Schweden mit der Sängerin Loreen und ihrem Song »Tattoo« – nach zehn Jahren ihr zweiter Sieg. Die Buchmacher hatten genau dies bereits Wochen zuvor vorhergesagt.

Die Musik von »Lord of the Lost« ist am besten als Dark Rock mit Anleihen aus dem Metal-Genre zu beschreiben. Die Einflüsse aus dem Metal-Bereich sind dabei besonders prägnant und setzen markante Akzente in ihrer Musik. Chris Harms sagte einmal über die Bedeutung des Bandnamens: »Wir machen Musik für die Verlorenen, die Musik als Heimat betrachten, und dazu zählen wir uns auch.«

Tschüss, Peter Urban

Dr. Peter Urban im Studio © NDR/Uwe Ernst

Der Eurovision Song Contest war für Deutschland nicht nur ein musikalisches Highlight (zwar mit Flop-Ende, aber egal), sondern auch das Ende einer Ära. Denn mit Peter Urban verabschiedete sich eine Ikone des Kommentierens von diesem Event. Seine angenehm unironische Art, die von einem Hauch Nostalgie geprägt war, wird vielen Fans fehlen. Urban verstand es, auch abgenutzte Metaphern wie »Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen« mit einer feierlichen Eleganz zu präsentieren, als wäre es ihm gerade eingefallen. Seine charmante Moderation begleitete den ESC seit 1997 und brachte ihm eine treue Fangemeinde ein. Mach’s gut!

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