Guillermo del Toros »Frankenstein«: Mary Shelleys Klassiker poetisch und sehenswert

Guillermo del Toros »Frankenstein«: Mary Shelleys Klassiker poetisch und sehenswert

Frankenstein ist eines der berühmtesten Monster der Filmgeschichte – und der Ursprung liegt bei Mary Shelley, die 1818 mit ihrem Roman zwei Genres prägte: Science-Fiction und Horror. Ihre Geschichte vom „Mad Scientist“ und seinem tragischen Geschöpf beeinflusst nicht nur Generationen von Filmemachern, sondern hat auch unsere Sicht auf die Idee von Schöpfung, Schuld und Menschsein nachhaltig verändert.

Guillermo del Toros »Frankenstein«: Mary Shelleys Klassiker poetisch und sehenswert

FRANKENSTEIN. Oscar Isaac as Victor Frankenstein in Frankenstein. Cr. Ken Woroner/Netflix © 2025.

Die Faszination für Frankenstein ist ungebrochen, nicht zuletzt weil Mary Shelley mit ihrer Kreatur ein Wesen erschaffen hat, das zwischen Unschuld, Neugier und tiefem Leid schwankt. Bereits der Stummfilm von 1910 griff das Motiv auf, doch erst Boris Karloff prägte das Leinwandbild des Monsters als tragischen Außenseiter – ein Geschöpf, das an seiner Einsamkeit zu zerbrechen droht. In allen Varianten bleibt das Missverständnis durch die Gesellschaft ein zentrales Thema: Das Monster ist nicht grundsätzlich böse, wird aber durch Ausgrenzung zur Bedrohung.

Guillermo del Toro hat sich der Geschichte nun auf seine ganz eigene Weise angenommen. Sein „Frankenstein“ ist keine bloße Adaption, sondern eine düstere, poetische Neuerschaffung. Del Toro verschmilzt Shelleys romantischen Schrecken mit seiner Vorliebe für Außenseiter und visuelle Opulenz. Schon in der ersten Szene erschafft er eine atmosphärische Welt aus Kälte, Licht und Schatten. Praktische Effekte, detaillierte Prothesen und lebendige Sets sorgen dafür, dass das Groteske handfest und unmittelbar bleibt.

Im Mittelpunkt steht Jacob Elordi als Monster – groß, verletzlich und neugierig wie selten zuvor im Kino. Diese Kreatur entdeckt das Leben mit kindlichem Staunen, lernt Empathie, Moral und Güte. Sie wird nicht als Bedrohung geboren, sondern durch Einsamkeit und Ablehnung in den Abgrund gedrängt. Begleitet wird sie von Oscar Isaac als Victor Frankenstein, einem besessenen Wissenschaftler, dessen Streben nach Kontrolle und Unsterblichkeit den Tod in die Welt bringt. Die Dynamik der beiden ist intensiv. Ihre Begegnungen gleichen einem spannungsgeladenen Duell. Mia Goth ergänzt das Ensemble als starke weibliche Figur, die Mitgefühl und moralisches Rückgrat zeigt. Es ist eine Anspielung auf die oft vergessene Wärme in Shelleys Original.

Guillermo del Toros »Frankenstein«: Mary Shelleys Klassiker poetisch und sehenswert

Del Toros Handschrift ist unverkennbar. Maschinen, Labore und Natur verschmelzen zu gotischen Tableaus. Jeder Schatten, jede Farbnuance hat Bedeutung. Alexandre Desplats Musik hält die Balance zwischen Drama und innerer Stille. Besonders gelungen ist, dass große Teile aus der Sicht des Monsters erzählt werden. So erleben wir eine emotionale Reise voller Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Das Monströse wandelt sich zu etwas Menschlichem und rührt an große Fragen: Was bedeutet es zu leben? Was ist moralisch richtig? Wer sind eigentlich die wahren Monster?

Mein Fazit: Trotz der visuellen Brillanz hat der Film seine Längen und wirkt manchmal überladen. Doch genau das macht ihn einzigartig. Er fordert Aufmerksamkeit, Geduld – und schenkt dafür ein emotionales Erlebnis, das im Gedächtnis bleibt. Die Darsteller, besonders Elordi mit seiner Präsenz, Oscar Isaac in seiner Besessenheit und Mia Goth in ihrer Zartheit, schaffen unvergessliche Momente. Es ist ein Film, der Shelleys Gedankenwelt in das Heute holt und dabei tief berührt. Mich hat er begeistert.

Frankenstein läuft seit 7. November 2025 bei Netflix

Textquellen: Netflix, kino-zeit.de, NDR.de // Bildquelle: Netflix


Sucy Pretsch veröffentlicht »Die letzte Show«

Am 10. Oktober 2024 wird es düster! Sucy Pretsch feiert mit ihrem Debütroman „Die letzte Show“ einen eindrucksvollen Einstieg ins Horror-Genre. Die Geschichte entführt uns in eine dystopische Zukunft, in der die Schweiz zur isolierten Zombie-Zone geworden ist. Im Mittelpunkt steht Randy Rivers, ein gescheiterter Late-Night-Moderator, der alles aufs Spiel setzt und einen Zombie in seine Show einlädt – ein riskanter Schachzug, der ihn in die gefährlich verseuchten Straßen Zürichs führt.

Sucy Pretsch feiert mit ihrem Debütroman „Die letzte Show“ einen eindrucksvollen Einstieg ins Horror-Genre. Die Geschichte entführt uns in eine dystopische Zukunft. Die Schweiz ist eine isolierte Zombie-Zone. Im Mittelpunkt steht Randy Rivers. Er ist ein gescheiterter Late-Night-Moderator. Er setzt alles aufs Spiel und lädt einen Zombie in seine Show ein. Ein riskanter Schachzug, der ihn in die gefährlich verseuchten Straßen Zürichs führt.

Mit fesselnder Spannung, unerwarteten Wendungen und tiefen Einblicken in das, was es bedeutet, menschlich zu sein, ist „Die letzte Show“ zu einem must-read für Horror-Fans. Das Buch kombiniert packende Action mit einer berührenden Geschichte – ein Albtraum, der unter die Haut geht.


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Zusammenfassung

Guillermo del Toro interpretiert Mary Shelleys „Frankenstein“ neu und erschafft daraus ein poetisches, düsteres und visuell beeindruckendes Filmerlebnis. Im Fokus steht eine empfindsame Kreatur, die sich nach Empathie und Zugehörigkeit sehnt. Die fantastische Besetzung und die moderne Sicht auf das Monster machen den Film besonders.

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